Vanessa Ramos-Velasquez
The Coming Catastrophe and Its Possible Decelerators || The Future Is Ancestral
Ich war Besucherin bei der Eröffnung des ZNE! im Jahr 2010 und fühle mich nun sehr geehrt, an der Abschlussveranstaltung 2023 ebenfalls in Berlin als Künstlerin teilzunehmen. Was ich mit meiner multisensorischen Installation vorschlagen möchte, ist ein „Indigenous Turn“ als wesentlich für die Ästhetik der Nachhaltigkeit. In meinen Gesprächen mit der Kuratorin, Adrienne Goehler, haben wir darüber diskutiert, dass natürliche Materialien, die in der Natur reichlich vorhanden und erneuerbar sind, oft übersehen und als potenzielle Materialien für groß angelegte Anwendungen abgetan werden. Dieses Rätsel erinnert mich daran, dass ich in einer städtischen Gesellschaft in Brasilien aufgewachsen bin und gehört habe, dass alles, was von außerhalb des Landes kommt, besser und fortschrittlicher ist. Das bedeutete oft, dass wir uns auf teure importierte Produkte verlassen mussten, die im globalen Norden mit unseren eigenen brasilianischen natürlichen Ressourcen hergestellt wurden. Meine eigene indigene Abstammung, die durch den Kolonialismus fast vollständig verloren gegangen ist, inspiriert mich dazu, nach anderen Werten und Praktiken der Pflege zu suchen. Das bedeutet, dass ich mit Personen indigener Kulturen im Amazonasgebiet und in den Anden studiert habe, nicht um „zurück“ zu gehen, wie es oft interpretiert wird, wenn man sich auf indigene Traditionen besinnt (die sich auch ändern können), sondern um vorwärts zu gehen, mit einem besseren Verständnis der Komplexität der Natur als einem Subjekt, das Leben hervorbringt, wie das unsere. Ich lade die Besucher:innen des ZNE! bei der Eröffnung am 11.5.2023 ein, den kontemplativen Raum meiner Installation The Coming Catastrophe And Its Possible Decelerators || The Future Is Indigenous zu betreten, indem sie leicht auf die Erde treten. Diese Installation ist ein Mikrokosmos meiner Erfahrungen mit dem Volk der Shawãdawa im Amazonaswald von Acre, Brasilien. Bei der Schließung der Ausstellung am 16.7.2023 lade ich die Besucher:innen ein, eine Menge Erde zu sammeln und mit nach Hause zu nehmen. Die Erde, die den Boden der Installation bedeckt, wird seit der Ausstellungseröffnung am 11. Mai die Schwingungen des Shawãdawa-Gesangs empfangen haben. Das Shawãdawa-Gesangs von Txãda Shawã, Daosha Pássaro Alegre, Bapu Shawã und die Shawãdawa Familie, die in der Mariri Zeremonie teilnehmen ist täglich in der Installation zu hören. Diese Erde kann für die Aussaat von Samen oder zur Unterstützung der eigenen Pflanzen verwendet werden.
Die Ästhetik der Nachhaltigkeit in der Kunst bedeutet für mich, dass keine Materialien in meiner Arbeit zu Müll werden. Die Materialien werden entweder wiederverwendet und/oder umgewidmet.
Multisensorial Installation – Die Produktion meiner Installation wurde freundlicherweise vom Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar unterstützt.