Finale – Berlin 2023

12.05.–16.07.2023

Das wars! Ende • End • Fin • 结束• Fim • סוף

 

Konzept ZNE!

ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN!
expeditionen¹ erkundungen in ästhetik und nachhaltigkeit

¹ Die Ausstellung startete 2010 mit dem Titel ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! expeditionen in ästhetik und nachhaltigkeit. Durch die gesellschaftliche Diskussion zum Kolonialismus sensibilisiert, wurde klar, dass Expeditionen ein kolonialer Begriff ist. Daher verwenden wir statt ›expeditionen‹ ›erkundungen‹. Die Sichtbarkeit der Veränderung statt Streichung beabsichtigt, den Denkprozess nachvollziehbar zu machen.

ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! ZNE! wird genau an diesem Ort schließen, an dem vor 13 Jahren die Wanderausstellung begann.

Zwischen 2010 und heute liegen viele Tausend Seemeilen und Landkilometer an Distanzen, vier Kontinente, viele bange Stunden in Häfen wegen korrupter Zollabfertigungen und verspäteter Ankünfte der Schiffe. Die Maß- und Transporteinheit blieb über die gesamten 13 Jahre immer der 40-Fuß-Container, von Anfang an auf einen halbwegs akzeptablen ökologischen Fußabdruck achtend. ZNE! ist bezogen auf Größe, Internationalität, Fülle der künstlerischen Herangehensweisen zur Pionierin einer anderen künstlerischen Praxis geworden. An jedem neuen Ausstellungsort haben wir die jeweiligen künstlerischen, wissenschaftlichen und umweltaktivistischen Kompetenzen integriert, dadurch veränderte und verdichtete sich die Präsentation immer aufs Neue. Wir haben auf der Wanderung die Arbeiten von insgesamt 128 Künstler:innen aus 27 Nationen gezeigt, aktuell sind es noch 70 Arbeiten; 40 davon sind von Anfang an dabei, andere sind in den jeweiligen Ländern und Städten dazugekommen,  in die uns unsere Erkundungen geführt haben. ZNE! gastierte u.a. in den Hauptstädten Äthiopiens, Perus und Chinas, in Mumbai, Sao Paulo, Puebla, Haifa und Jerusalem. 225.000 Besucher:innen haben die Ausstellungen gesehen, dafür haben wir an 29 Ausstellungsorten  mit 19 Projektpartner:innen zusammengearbeitet.

So wollen wir auf dieser letzten – analogen – Station das bisher Erfahrene und Erlernte resümieren, vertiefen und erörtern, was davon zur Nachahmung empfohlen! ist und bleibt. Bei diesem kritisch-reflektierenden Blick begleiten uns Impulse und die Fragen der Künstler:innen und Kollektive, die ZNE! ausmachen. Die Kunstwerke thematisieren aktuell eine Bandbreite von Themen: Klimawandel, Biodiversität, Plastikverschmutzung, erneuerbare Energien, fossile Energien und Atomenergie, Zugang zu Wasser, seltene Erden, Raubbau an und Versiegelung von Flächen, nachhaltiger Konsum, auch alte Kulturtechniken wie die Gewinnung von Terra Preta, das Filtern von Wasser, Re- und Upcycling. Dabei schärfen sie den Blick auf die Betrachtung von Flucht, Vertreibung, Hunger, Schulden(abbau) und Demokratisierung.

Installation Néle Azevedo zur Eröffnung von ZNE! Berlin 2023

Das Konzept zum Download

Konzept ZNE! (2,4 MB)
In Arbeit, Stand 1.3.2023

Die Ausstellung ist bezogen auf Größe, Internationalität, Fülle der künstlerischen Herangehensweisen zur Pionierin einer anderen künstlerischen Praxis geworden. An jedem neuen Ausstellungsort wurden  die Besonderheiten der jeweiligen künstlerischen, wissenschaftlichen und umweltaktivistischen Kompetenz integriert. Dadurch veränderte und verdichtete sich die Präsentation immer aufs Neue. Alle Werke existierten bereits, wurden also nicht neu erschaffen, sondern neu kontextualisiert. Auch dies eine nachhaltige Setzung gegen die Schnelllebigkeit des Kunstmarktes und die Kurzatmigkeit von Förderpraxis. Handlungsprinzipien ZNE!

Es ist unübersehbar, dass die Beschäftigung mit dem Klimadesaster, schwindenden Ressourcen, schrumpfender Biodiversität und Alternativen dazu seit Beginn der Ausstellung auch in der Kunst signifikant zugenommen hat, und sich im politischen Raum die Programme betriebsökologischer Effizienz von künstlerischen Einrichtungen häufen. Diese Unterstützungen zielen jedoch auf die Institutionen.

ZNE! ging es hingegen von Anfang an um die inhaltliche Ausweitung des individuellen künstlerischen Resonanzraums, darum, sich mit den Mitteln der Kunst in transformative Felder – von der Stadt- bis zur Materialentwicklung, vom Klimatheater bis zu nachhaltigen Ausstellungskonzepten – einzumischen und die gesellschaftliche Wahrnehmung und Imagination zur Transformation zu erweitern. Wir schöpfen in Vorträgen aus dem Reservoir der Stimmen für einen Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit| FÄN als Grundlage für Workshops, Panels und Vorträge.

Dem Prinzip der Ausstellung gemäß, werden in Berlin weitere – bereits existierende – künstlerische Positionen dazukommen. An jedem neuen Ausstellungsort wurden die Besonderheiten der jeweiligen künstlerischen, wissenschaftlichen und umweltaktivistischen Kompetenz integriert, dadurch veränderte und verdichtete sich die Präsentation mit jeder neuen Station. Alle Werke existieren bereits, werden also nicht neu erschaffen, aber neu kontextualisiert. Auch dies als nachhaltige Setzung gegen die Schnelllebigkeit des Kunstmarktes und die Kurzatmigkeit von Förderpraxis.

Die aktuelle Ausstellungsstation zeigt 70 der weitgereisten künstlerischen Positionen, die Chronik dieser Reise mit Eindrücken der verschiedenen Stationen durch Statements verschiedener Künstler:innen  zu den Wirkungen von ZNE!  Auf Bannern werden ihre Fragen im Raum hängen, als eine eigene künstlerische Arbeit.

In den Versuchsanordnungen der eingeladenen Künstler:innen, ihren Erfindungen und Interventionen, den architektonischen wie ästhetischen Reflexionen, verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst, Forschung und Erfindungen. Viele der künstlerischen Positionen brauchten für ihr Entstehen die Hilfe von Wissenschaft und Technik, andere wiederum kritisieren genau diese. Die Arbeiten kreisen um die großen und existenziellen Fragen unserer Gegenwart – und alle fordern sie das individuelle Handeln heraus.

Die dramatischen Veränderungen unserer Lebensgrundlagen benötigen das Zusammenwirken der unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte. Es geht um Bewahren, Vergegenwärtigen, um die bewusste Gestaltung des Lebens, um die aktive Beschäftigung des Menschen mit seiner eigenen und der ihn umgebenden Natur. Wir brauchen neue Denk-, Bewegungs- und Organisationsformen, um die Herausforderungen unserer Gegenwart annehmen zu können. Dafür braucht es Durchlässigkeiten und Allianzen zwischen Künsten, Wissenschaften, Bewegungswissen und partizipatorischen Verfahren. Und Kooperationsprojekte mit veränderungswilliger Wirtschaft.

ZNE! zeigen die Relevanz künstlerischer Fragestellungen für die genuine kulturelle Herausforderung der globalen Verwerfungen und setzen auf die transformierende Kraft der Kunst, auf die Imaginationsfähigkeit als eine der unerschöpflichen Ressourcen.

Für die umfassende Transformation brauchen wir die Durchlässigkeit von künstlerischem, wissenschaftlichem und sozialem Bewegungswissen, also das Verlassen des Silos der Kunst rsp. Kultur als auch das der Wissenschaft, die unverbunden neben den andern Ressort-Silos stehen. Wir müssen kulturpolitisch größer denken. Und wir brauchen Visionen eines zukunftsfähigen Lebens, die sich mit Sinn(lichkeit), der Lust und der Leidenschaft des eigenen Handelns verbinden lassen.

Im Mittelpunkt des Finales stehen Arbeiten mit Naturstoffen als Akteur:innen:

die Schafwolle
der Pilz
der Hanf
die Rinde

Anhand der Naturbaustoffe wollen wir das notwendige Zusammenspiel von künstlerischen und wissenschaftlichen Herangehensweisen in Gesprächen und Workshops zeigen. Der nächste Schritt könnte ein Modellprojekt mit all diesen Materialien In der Ukraine sein. Es wird auch um die koloniale Geschichte der Muskatnuss gehen, um die des Kautschuks wie sie in Abermillionen von Autoreifen gebunden ist, um die Erhabenheit der Königin Victoria Seerose.

Mit den Erfahrungen dieser Ausstellung könnte Berlin einen Auftakt für dieses Umdenken machen und so das Selbstverständnis der Metropole erweitern, um zum Labor für neue zwingende Veränderungen im Zusammenwirken zwischen Kunst, Wissenschaft, Erfindungen sowie Bewegungswissen zu werden, um so Nachhaltigkeit zu gestalten. Mit dem Aufzeigen der Dringlichkeit und Notwendigkeit der Wahrnehmungserweiterung ist es das kulturpolitische Ziel der Ausstellung, auf einen Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit hinzuarbeiten. Berlin als Treiber? In dieser Stadt ist alles dazu Nötige vorhanden, es muss nur verknüpft werden, dafür braucht es Gefäße, die die Zusammenarbeit ermöglichen und kultivieren, es braucht einen FÄN.