Hannah Schneider

While 2011

Video, 16:28 Min.
Rheinpromenade, Bonn

Das Hochwasser des Rheins veranlasste Hannah Schneider zur filmischen Auseinandersetzung mit dem elementaren Einwirken auf die Rheinpromenade. Die in Bonn Beuel entstandene Filmarbeit »While«, 2011, zeigt in der Abfolge einzelner Bilder den Wandlungsprozess des beliebten Gehweges, welcher über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg festgehalten wurde. Der steigende Wasserpegel, der die gewohnte Nutzung der Promenade im Laufe des Filmes verändert, entsteht durch eine Umkehrung der zeitlichen Aufnahmen – vom Normalzustand im März hin zum Höchststand im Januar.

Die alltäglichen Mitschnitte, die in »While« mit dokumentarischem Charakter wiedergegeben werden, halten Spaziergänger, Radfahrer wie Jogger, Tauben, Hunde, Kehrmaschinen oder die anlegende »Rheinnixe« zu unterschiedlichen Tageszeiten und Witterungsbedingungen fest. Wo eingangs im Sonnenschein Menschen flanieren, gewinnt der steigende Wasserpegel zunehmend an Raum, sodass die Passanten nach und nach von der Bildfläche verschwinden. Einzig eine Person sitzt auf einer Bank. Mit Bikini bekleidet verweilt sie auf der Stelle, während das Wasser den Gehweg flutet und Geländer, Bänke und Mülleimer verschwinden lässt. Die maßhaltende Person rührt sich scheinbar nicht, bis ihr das Wasser bei Höchststand bis zum Halse reicht und sie auf dem Weg davon schwimmt.

Situationsbedingte Einflüsse der Natur – wie dieses Hochwasser – nimmt Hannah Schneider zum Anlass ihrer künstlerischen Auseinandersetzung: »Mein grundsätzliches Interesse an Raum, Umgebung und Situationen schließt den Klimawandel und die damit einhergehenden Auswirkungen auf unseren Lebensraum ein.« Schneiders Aufmerksamkeit gilt dabei sowohl architektonischen Strukturen als auch Naturereignissen, sie formuliert ihre Beobachtungen meist in ortsbezogenen Werken. Die besondere Bedeutung von Zeit für Thematiken der Nachhaltigkeit und räumlicher Veränderung wird im Medium des Films aufgegriffen. Die Wandlung des ausgewählten Ortes wird durch die Einzelbilder verfolgbar, die sich momenthaft ablösen und aufeinanderfolgend den natürlich bedingten Veränderungsprozess rekonstruieren. Doch wie »natürlich« ist dieser? Und ab wann wird die zunächst kurzweilige Ausnahme zur Regel?

Text: Inke Maria Hahnen

Biografie Hannah Schneider

1984 geboren in Filderstadt (DE), lebt und arbeitet in Köln