Charlett Wenig und Johanna Hehemeyer-Cürten

The Bark Project: Nachhaltige Objekte aus Baumrinde durch die Verbindung von Wissenschaft und Design

 

Unsere Arbeit basiert auf Experimenten und material-fokussierten Analysen unter Verwendung wissenschaftlicher und gestalterischer Methoden. In Kombination von Design und wissenschaftlicher Grundlagenforschung werden nachhaltige Konzepte entwickelt. Die Erforschung der Struktur von Baumrinde bildet dazu den Anfang. Durch die Entwicklung potentieller Design-Anwendungen wird diese Forschung und das Innovationspotential von Baumrinde für ein breites Publikum sichtbar. 2020 entstand so die Rindenkugel, ein Ausstellungsobjekt, welches unsere Forschung nicht nur visuell erfahrbar macht, sondern zudem begehbar ist und die rindenspezifischen Eigenschaften wie Klima und Geruch erlebbar macht.
Rinde macht circa 10% – 20 % des gesamten Baumes aus und ist ein Abfallprodukt der Holzindustrie¹. Somit fallen in deutschen Sägewerken jährlich etwa 4 Mio. m³ „Restrinde“ an². Dass Rinde wenig Design-Anwendung in der Industrie von heute findet, liegt u.a. daran, dass sie in ihrer chemischen sowie strukturellen Zusammensetzung weitaus komplexer als Holz ist. Erst die Kombination bestimmter Techniken mit dem Wissen über die unterschiedlichen chemischen und mechanischen Eigenschaften verschiedener Rindenarten ergeben neue Anwendungsmöglichkeiten. So verfügt Rinde zum Beispiel nur in Faserrichtung über große Zugfestigkeit. Durch bestimmte Webtechniken kann diese aber maximiert werden. Dies haben wir uns bei der Entwicklung der Rindenkugel zunutze gemacht.
Das Wirken an der Schnittstelle von Wissenschaft und Design unter Berücksichtigung der Relevanz in Bezug auf die Gesellschaft hat für uns einen besonderen Stellenwert. Die Idee hinter der „Rindenkugel“ ist es deshalb, die Dringlichkeit umweltverträglicher und faire Alternativen in der Gestaltung und damit einhergehend zur gegenwärtigen Linearwirtschaft hervorzuheben und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Unser Wunsch für die Zukunft ist es, durch interdisziplinäre Projekte zu einem Umdenken in der Industrie und der Gesellschaft beizutragen und Konzepte zu erarbeiten, die ein ganzheitliches Erleben initiieren und Träume und Visionen transportieren.

¹ Harkin, John M. 1971. Bark and its possible uses. Vol. 91: Forest Products Laboratory, US Forest Service.
² Wollenberg, Ing Ralf, and Dipl-Ing Christian Warnecke. 2005. Neue Einsatzgebiete für Rinden durch Produktentwicklung.

Das Projekt wurde im Rahmen des Promotionsprojekts von Charlett Wenig am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung durchgeführt.

The Bark Project