Susanne Gabler

Gebrauchsumleitung, 2016

Kronleuchter aus PET Flaschen
Viele unserer Alltagsgegenstände folgen dem immer gleichen Weg: Produktion – Konsum – Gebrauch – Entsorgung.

Da die Verantwortung für den Müll nicht mit dem Wegwerfen endet, stellen sich die Fragen: Was würden wir tun, wenn wir nichts wegwerfen dürften? Lassen sich Gegenstände mehrfach und verschieden nutzen?
Was, wenn man bspw. eine PET-Flasche nach dessen Gebrauch nimmt und unvorhergesehen wiederverwendet? Was kann entstehen? Nützliches? Kunst? Möblierung?

Die Künstlerin experimentiert in Workshops mit Interessierten wie auch in ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zum Thema Licht und entwickelt innerhalb dieser Gestaltungsprozesse Alternativen – Gebrauchsumleitungen – Ideen, wie nachhaltiges Kreislaufdenken und positive Umweltgestaltung auch erleuchten kann.

Statements der ZNE Künstler:innen – Susanne Gabler antwortet Adrienne Goehler

Was hat es für dich bedeutet, Teil dieser Wanderausstellung zu sein?

Zum ersten Mal mit weiteren Künstler:innen ausgestellt zu sein, deren Kunstwerke den gleichen ökologischen Kontext teilen wie meine Arbeit. Das bedeutete für mich, ernstgenommen zu sein mit der gesellschaftlichen Relevanz, die ich dem Thema Klimawandel und seine Folgen beimesse.

Gab es Reaktionen in deinem Umfeld darauf?

Die Reaktionen waren ein Abbild der laufenden Diskussionen über den Klimawandel und dessen Folgen für uns. Entweder wichen die Menschen der Thematik aus oder sie waren dankbar für die wunderbaren künstlerischen Visualisierungen, welche letztlich ihre eigenen Gefühle sichtbar machen.

Welche Fragen wolltest du mit deiner Arbeit verhandeln und bist du einer Antwort in den 13 Jahren nähergekommen?

Zum einen hat mich die Gleichzeitigkeit von Ästhetik und Drama gereizt, die ich in meinen Kunstwerken zusammenbringe. Und zum anderen hat mich die Frage beschäftigt, was Menschen dabei hilft, ihre Handlungsmacht zu nutzen, um sich von Abhängigkeiten zu lösen.

In den Jahren meiner Beschäftigung habe ich bemerkt, dass hinter den Abhängigkeiten meist weitere Abhängigkeiten stecken und dass diese Strukturen so tiefgreifend funktionieren, dass sie unseren Lebensrhythmus bilden und die Leben der Mehrheit der Menschen auf der Erde im Griff halten.  

Hatte deine Teilnahme von ZNE! Auswirkungen auf deine weitere Arbeit, Karriere, Sicht auf die Welt?

Die Ästhetik zu nutzen, um das Drama erfahrbar zu machen ist eine meiner künstlerischen Taktiken.

Erst ökologische und somit unwiderruflich soziale Ungerechtigkeiten wurden wiederkehrend zum Inhalt meiner Arbeit. Ich entwickle im Entstehungsprozess Übersetzungen vorerst abstrakter Gefühle. Die folgend primär ästhetisch wirkenden Objekte ermöglichen leichte Annäherung, sind aber im Kontakt als Drama erkennbar. Intendiert verursachen die Kunstwerke sekundär die Gefühle beim Betrachter, die diese ansonsten bevorzugt vermeiden. In dieser Unmittelbarkeit funktioniert meine künstlerische Arbeit.

Ich will unsere Zerrissenheit zeigen zwischen Verbrauch und Erhalt – zwischen den Strukturen unserer Abhängigkeiten, die unsere Lebensgewohnheiten bilden und unserer Verantwortung, die sich daraus ergibt. Jedes Leben existiert in Kreisläufen und Nachhaltigkeit verstehe ich als Grundprinzip des Überlebens. Trotz dieses Wissens ignorieren wir die Konsequenzen unseres Handelns und missbrauchen unsere Ressourcen, statt uns zu korrigieren.

In meinen Arbeiten konfrontiere ich mit unseren gesellschaftlichen Verflechtungen in Strukturen und Wünschen.

Ist für dich an der Ausstellung etwas „Zur Nachahmung empfohlen! /Examples to follow!“?

Die Werke betonen ein Fühlen und Denken, entbunden von unseren destruktiven Strukturen. Mich beeindruckt die Sensitivität der Arbeiten. Darin finde ich die Reflexionen, mit denen ich die Suche nach meinen eigenen Auswegen beginnen kann. Diese sensitive Kraft möchte ich aus Kunst schöpfen und selbst geben als Mensch.

Kann es das Ausstellungskonzept noch geben angesichts der unübersehbaren ökologischen Fragen?

Sich verändernde Bedingungen verlangen Anpassung. Das betrifft jedes System. Ich denke, dass die Bereitschaft der eigenen Veränderlichkeit darüber entscheidet wie gewaltvoll sich die Anpassung vollziehen wird.

Hat ZNE! etwas gesät? Konntest du etwas ernten?

Relevanz.

Mein Kunstwerk hat sich überholt und damit ist mein ausgedrückter Wunsch wahr geworden, dass es besser wäre, wenn es diese künstlerischen Objekte gar nicht gibt. Der Rohstoff PET-Flaschen wird durch inzwischen enthaltendes Pfand in einen Recycling-Kreislauf rückgeführt und steht mir daher als Material nicht mehr ungehindert zur Verfügung. Kunststoffe sind dadurch als Rohstoff deklariert.

Wieso ist niemandem aufgefallen, dass Expedition ein kolonialer Begriff ist?

Biografie

Susanne Gabler, *1978 in Stralsund, Deutschland, lebt und arbeitet in Wismar, Germany.