Wenn wir darüber sprechen, wie wir den Planeten Erde retten können, konzentrieren wir uns häufig auf die wissenschaftliche Perspektive. Wir glauben an die Omnipotenz der Wissenschaft. Ob wir den Planeten retten können, hängt aber maßgeblich von unserem Sozialverhalten, unserem Konsumverhalten und unserem Umgang mit allen lebenden Wesen ab. Werden wir ihnen das gleiche Recht zugestehen und sie aktiv darin unterstützen, auf dieser Erde zu leben? »Fantastic Dolly« ist ein künstlich erschaffenes Lebewesen, geschaffen zu leuchten und Hoffnung zu geben. Die Reise begann im Atelier. Danach besuchte es seine Artgenossen im Museum für Naturkunde in Berlin. Neugierig, wissenshungrig sie zu sehen, mehr über seinen eigenen Ursprung zu erfahren. Es begutachtete die Sammlung an Tieren, die in mit Alkohol gefüllten Gläsern konserviert sind; Millionen Jahre älter. Erstaunt darüber, wie Menschen Tiere konservieren. Des Menschen sehnsüchtigen Blick auf das einst exotische und nun bedrohte Leben auf der Erde zu sehen. Deren distanzierter und halbherziger Wunsch, die Schöpfung zu erhalten, und parallel zu sehen, wie der Mensch ignoriert, für die Zerstörung derselben verantwortlich zu sein. »Fantastic Dolly« konzentriert sich auf unser Sozialverhalten. Es versucht, Sympathie und Mitgefühl für alle Lebewesen zu entwickeln, um eine bessere Welt in der Zukunft zu eröffnen und die Kostbarkeit jeder Begegnung sowie jedes Augenblicks zu erfahren. Das Leben ist mehr als consumo ergo sum. Es ist mehr als: Ich konsumiere also bin ich.
still-leben, 2017
Die Arbeit ›still-leben‹ reflektiert die Ästhetik und Bedeutung unbeachteter Objekte unserer Überflussgesellschaft – Stilleben. Die Objekte wurden auf den Straßen von Berlin fotografiert. Es sind Objekte des Alltags – bunte Getränkedosen, zertreten und überfahren; take away Getränkebecher, zerknäult; Essensreste, achtlos hingeworfen.
In der europäischen Kunsttradition verstehen wir unter Stillleben die Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände. Deren Auswahl erfolgte nach inhaltlichen (oft symbolischen) und ästhetischen Aspekten. Das Anliegen der Maler war es, einerseits Objekte der Natur und des alltäglichen Lebens in ihrer Schönheit zu erfassen und wiederzugeben und andererseits eine verschlüsselte Botschaft, einen gedanklichen Inhalt, zu vermitteln.
Die Arbeit ›still-leben‹ spiegelt auf sinnlicher Ebene die Schönheit hingeworfener Dinge wider. Diese entwickeln im Laufe der Zeit im urbanen Raum eine eigene ästhetische Qualität. Sie werden zu kleinen Stillleben, die unbeachtet auf der Straße liegen, übergangen und vergessen. Diese vielfältigen Eindrücke habe ich zu einer Arbeit auf Fliesen zusammengefasst– ein morbides Stillleben unserer Alltagskultur.
In ihr wird unter anderem der achtlose Umgang mit Konsumprodukten des Alltags, mit Pfennigprodukten ohne Wert, kritisiert.
Das Thema der Stillleben im Barock war der Reichtum Einzelner, von Adligen oder reichen Bürgern. Neben dem Reichtum war auch das Thema der Vergänglichkeit ein zentraler Aspekt der Arbeiten. Der Reichtum wurde durch die üppige, realistische Darstellung von Trauben, Äpfeln, Blumen, Essen in Fülle mit Wein in imposanten Gläsern dargestellt. Die Darstellung des Überflusses und des Reichtums wurde teils gepaart mit dem Abbild toter Tiere, eines Totenschädels oder einer Kerze als Zeichen der Vergänglichkeit.
In der Arbeit ›still-leben‹, die eine zeitgenössische Interpretation des klassischen Stilllebens ist. Geht es nicht um die Darstellung des Reichtums Einzelner, sondern des Reichtums unserer westlichen Gesellschaft. Das Vanitas Thema spielt darin eine zentrale Rolle. Im Zentrum der Arbeit liegt eine tote Taube – ein Zeichen der Vergänglichkeit des Irdischen. Ihre Flügel sind weit ausgebreitet. Sie liegt auf dem Asphalt. Mensch sieht das filigranen Gefieder in all den Farbnuancen der Federn – wunderschön und nicht von Dauer. Betrachtet wird diese Szenerie von einem gelb-goldenen Wesen, am Rande stehend, durch einen Glaskorpus hindurch blickend auf ›still-leben‹.