Shenhavs Arbeiten laden den Betrachter ein, auf Wegen voller Zerstörung und Verfall zu spazieren und hinterfragen somit bekannte Arten der Wahrnehmug und erweitern unsere vorgefassten Begriffe von Schönheit. Somit erschließt die Begegnung mit den Körpern gefällter Bäume Orte des Mangels. Eine Achse, die durch Zeitalter und Territorien geht, Kreuzungen ohne Trost, alles von der Katastrophe beherrscht. Dies ist eine Dichtung, die danach sucht, das zu hören, was nicht sofort zu hören ist – wissenschaftlich gemessen und klassifiziert und in vernünftige Kategorien eingeteilt. Sie bietet keine Erklärungen und versucht nicht, eine Sache durch eine andere auszutauschen, sondern ermöglicht Momente der Nähe, die gleichzeitige Erscheinung eines Dings und seines Gegenteils als Beweis für eine komplexe Erfahrung voller Widersprüche.
Wir können Shenavs Arbeit von einem Ort der Korrespondenz mit kreativen und literarischen Traditionen aus lesen, die notwendigerweise eine Form der Kritik und Negation enthalten. In dem Sinne, dass, obwohl der verletzte Körper, der gefällte Baum, das Bild der Glasscherbe oder des zerbrochenen Steins, ein Stück Schwamm – alle diese Dinge – irreparabel sind, sie aufhören, sich vergangenen Sorgen hinzugeben. Sie erscheinen als amputierte Gliedmaßen, bestehend aus Schwamm und gefällten Baumstämmen, die akkurat nach Größe und Form arrangiert sind.
Die Arbeit End of the Forest – die Weiterführung oder der Abschluss einer früheren Arbeit namens Dog – suggeriert die Abwesenheit von Leben. Die Namen oder Gegenstände verweisen auf Dürers Kupferstiche. Seine Melencholia I (1514) zeigt eine sitzende Frauenfigur mit Flügeln, still nach vorne gebeugt, mit einem Ausdruck von Hoffnungslosigkeit und Stillstand in ihrem geschwärzten Gesicht. Ein winselnder Hund liegt auf dem Boden, daneben eine Kristallkugel. Der Stich schlägt wie Shenhavs Skulptur Verbindungen zwischen verzweifelten und hoffnungslosen Zeichnungen, entwickelt von leblosen Gegenständen und geometrischen, mathematischen Szenarien oder mystischen Konfigurationen und Messgeräten, die alle Teil der selben negativen Prophezeiung über das falsche Versprechen der Welt der Technologie sind.
Text: Michal Ben-Horin, aus: Paths of Destruction
Weiterführende Informationen
Webseiten:
Dina Shenhav
Dina Shenhav, Scenario, Gutman Art Museum, 2011
Scenario: installation view